Aufnahme des Venice Simplon Orient Expresses von außen mit dem Bahnsteig im Vordergrund  | ©  Martin Scott Powell

Der Orient-Express – eine luxuriöse Zuglegende

Eine Reise mit einem der legendärsten Züge der Welt - dem Orient-Express, wer hat davon nicht auch schon geträumt? Sich einmal, wie ein Adeliger und eine Berühmtheit der goldenen 1920er Jahre an Bord fühlen? 

Doch was steht eigentlich hinter dem Mythos dieses Luxuszuges und kann man ihn heute noch erleben? 

Katharina

Die Küstenliebhaberin

Katharinas Herz schlägt für lange Spaziergänge am Meer, mit Wind und Brandung. Danach entspannt Sie sich gerne bei einer Tasse Tee und einem leckeren Snack.

Mythos Orient-Express

5. Juni 1883: der erste Luxuszug, der Passagiere auf eine Reise quer durch Europa bringt, rollt langsam aus dem Pariser Bahnhof und macht sich auf den Weg in das damalige Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Große Aufregung herrscht am ehemaligen Bahnhof “Gare de Strasbourg”, den wir 2024 als “Gare de l’Est” kennen, bei der Einweihungsfahrt des nagelneuen Dampfzuges. 24 Bahnbeamte, Journalisten und Schriftsteller sind eingestiegen, darunter leider keine einzige Frau, da die Route, laut Betreibern, zu gefährlich sei. 

Illustration der Abfahrt des Orient-Express aus dem 19. Jahrhundert | © Gettyimages.com/clu

Die Entwicklung

In den 1870er Jahren nahm der Eisenbahnverkehr, dank sich rasant entwickelnder Streckennetze immer mehr an Fahrt auf. Bahnhöfe wurden zu Kathedralen des Fortschritts und der Moderne. 

Zu dieser Zeit hatte der belgische Ingenieur Georges Nagelsmackers, Sohn einer Industriellenfamilie, die Vision einer luxuriösen Zugverbindung, die erstmals quer durch Europa führen sollte. Inspiriert von einem Aufenthalt in den USA, wo George Mortimer Pullman mit Schlaf-Wagen großem Erfolg hatte, entwarf er den originalen Orient-Express zusammen mit seiner 1876 gegründeten Gesellschaft für Schlafwagen „Compagnie Internationale des Wagons-Lits“ (CIWL). 

Zu Beginn sollte der Zug nur aus zwei Schlaf-, zwei Gepäck und einem Speisewagen mit Küche bestehen. Der Salon- und Pullmanwagen wurde später nur gelegentlich auf Teilstrecken eingesetzt. 

Die Grand Suite im Venice Simplon Orient Express  | © Martin Scott Powell

Politische Hürden

Dabei war es nicht nur eine technologische Meisterleistung von Georges Nagelsmackers, er musste auch strategisches Geschick beweisen. Verträge mit neun verschiedenen Bahngesellschaften aus den heutigen fünf europäischen Ländern Deutschland, Frankreich, Österreich, Rumänien und Ungarn mussten geschlossen werden. Dies war, zu einer Zeit, in der Europa von Einheit noch weit entfernt war, nicht gerade leicht. Schließlich gelang es ihm und so führte die erste Zugverbindung von Paris nach Wien, die ab 1884 aufgrund der hohen Nachfrage täglich verkehrte. Ab 1888 gab es die verlängerter Verbindung von Paris über Wienweiter nach Budapest, Belgrad, Sofia bis zu einem temporären Bahnhof in Konstantinopel. 

Trotz seiner Bekanntheit wurde der Orient-Express immer wieder Zankapfel der Politik und nicht jede der geplanten Routen konnte umgesetzt werden. 

das Innere eines Orient-Express-Waggons, am Ende des Waggons ist ein Schaffner zu sehen  | © gettyimages.com/Neues Thema Helen Cathcart

Die Waggons

An eine Dampflok des Typs 120 waren die für die damalige Zeit modernsten dreiachsigen Wagen angekoppelt. Die im späteren Verlauf genutzten vier-achsigen Wagen waren bei der ersten Fahrt des Orient-Expresses noch nicht verfügbar. Der Vorteil der vierachsigen Wagen war, dass sie durch die weitere Achse mit 8 statt 6 Rädern eine höhere Tragfähigkeit und Stabilität erzielten. Zudem war das Gewicht besser verteilt und die Last der einzelnen Achsen verringert. Dies belastete beispielsweise Brücken bei der Überfahrt nicht so stark. 

Die Waggons wurden aus stabilem Teakholz hergestellt. Auch bei der Innenausstattung wurde nicht gespart: Genueser Samt, Leder aus Córdoba und Gobelins. Vierarmige Gas-Kronleuchter sorgen für glamouröses Licht. Die Tische wurden mit strahlend weißen Tischdecken, feinstem Silberbesteck und Geschirr aus Porzellan gedeckt. Champagner wurde in Kristallgläsern serviert.  

Die Sprache an Bord des Zuges war Französisch, allerdings gab es auch Speisekarten in deutscher, ungarischer und türkischer Sprache. 

Stewards stehen auf dem Bahnsteig vor dem Venice Simplon Orient Express. Passagiere laufen vorbei. | ©  Matt Hind

Über 3.000 km Zugstrecke

Die Technik der damaligen Lokomotiven war noch nicht so ausgereift und die Reichweite entsprechend gering. Daher mussten bei der ersten Fahrt 20 Lokomotiven eingesetzt werden, um die Strecke zu bewältigen. Zudem hatten die jeweiligen Herzogtümer, Nationalstaaten und private Bahngesellschaften eigene Spurweiten, Signale, Bahnnetze und Fahrpläne. Die feine Gesellschaft musste somit mehrmals während ihrer Reise die Wagen wechseln, was sehr aufwendig und mühsam war. 81 Stunden und 40 Minuten benötigte es von Paris aus Konstantinopel zu erreichen. 

bahn-erlebnisreisen_europa_venice-simplon-orient-express_wagonservice | © Belmond Management Limited

Komfort

Um auf der Fahrt stets frisch zu bleiben, standen den Fahrgästen sieben Duschkabinen mit Warmwasser und sogar Badewannen, geheizt von einem Ölbrenner mit 300 l Fassungsvermögen zu Verfügung. Die Abteile verfügten über Wasser, Licht und Heizung. 

Das Servicepersonal des Zuges war besonders gut geschult und stets bemüht, den Gästen einen erstklassigen Aufenthalt an Bord zu bieten. 

Auch an Unterhaltung der Passagiere wurde einiges geboten, es gab Live-Musik und in den Gemeinschaftsräumen standen Bücher sowie Zeitschriften zur Lektüre. 

Um für einen erholsame Schlaf zu sorgen, wurden die Betten nur mit hochwertiger Bettwäsche ausgestattet und es konnte teilweise auch ein Bettenmach-Service bestellt werden. 

Die Accommodation Suite im Venice Simplon Orient Express | © Martin Scott Powell

Fahrgäste

Der Orient-Express war von Beginn an als Luxuszug konzipiert. Diesen Luxus konnten sich nur Regent:innen und Adelige, Künstler: nnen und Schriftsteller:innen, Politiker:innen und Abgesandte, sowie Unternehmer:innen und Geschäftsleute leisten. 

In den 1920er Jahren waren es dann bedingt durch wirtschaftliches Wachstum, auch viele Berühmtheiten, wie Filmstars und Schauspieler:innen, die an Bord gingen. Zu ihnen zählten unter anderem die deutsche Schauspielerin und Sängerin Marlene Dietrich, die französische Modedesignerin Coco Chanel und auch der deutsche Reichskanzler und Staatsmann Otto von Bismarck. 

Der Orient-Express war bei Weitem mehr als ein luxuriöses Transportmittel: er war Ort für Begegnungen, Diskussionen und Inspirationen. 

Der Orient-Express ist am Prager Bahnhof Smichov angekommen. Ein Wagenschaffner transportiert das Gepaeck der Passagiere zum Hoteltransfer | © Gettyimages.com/kmn-network

Übernahme der CIWL

Zu den besten Zeiten gehörten Georges Nagelsmackers 180 Zugverbindungen an, die meisten verkehrten über Nacht. Dies führte zu knapp 800 Schlaf- und Speisewagen, Luxushotels in den besten Lagen und circa 6.000 Angestellten. 

Allerdings verspekulierte Nagelsmackers sich, da er in den 1890er Jahren viel Geld in das Luxushotel-Segment investierte und dieses leider schnell große Verluste machte. Die CWIL war kurzzeitig bankrott. Doch konnten die Hotels verkauft werden und ein großer Teil der Gesellschaft gerettet werden. Heute gehört die CIWL der Accor Hotel Gruppe, die ein Unternehmen der LVMH ist. Die LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton SE ist ein weltweiter Branchenführer der Luxusgüterindustrie, zu der Rechte an 75 Marken gehört. 

Zwischenstopp des Orient-Express an einem Bahnhof mit Blick auf den Schlafwagen | © Gettyimages.com/ZU_09

Die weitere Geschichte des Zuges

Im weiteren Verlauf der Geschichte erlebte der Orient-Express Hoch und Tiefs. Durch den Beginn des 1. Weltkriegs war keine Reise durch Europa wie zur Blüte in den goldenen 1920er-Jahren, als er sich zum „König der Züge“ entwickelte, mehr möglich. 

Im Lauf des 2. Weltkrieges wurde die Strecke und Wagen zunehmend aufgeteilt, der einstige Luxuszug war nur noch ein Schatten seiner selbst. Die zugenommene Unsicherheit auf der Strecke und die strategische Bedeutung von Eisenbahnen zum Transport von Truppen und Gütern, führten dazu, dass der zivile Schienenverkehr stark zurückging, auch wenn Teile der Fahrt weiter aufrechterhalten wurden. 

Nach Ende des 2. Weltkrieges war die politische Landschaft Europas so stark verändert, dass der Versuch scheiterte, den originalen Orient-Express auf seiner ursprünglichen Route, wieder in Betrieb zu nehmen. 
 

das luxurioese Innere eines Waggons des Orient Express, mit opulenten Details, die auf hohen Komfort und Eleganz hinweisen.  | © Helen Cathcart

Venice Simplon-Orient-Express

Heute verkehren u. a. siebzehn, 1982 authentisch renovierte, Waggons des Orient-Expresses als Venice Simplon-Orient-Express, A Belmond Train, Europe und Teil der Belmond Kollektion. Der Zug wird auf der berühmten 6-tätigen Reise von Paris nach Istanbul und umgekehrt sowie auf zahlreichen neuen 2-tätigen Routen wie Paris-Venedig und ab den Bahnhöfen Amsterdam, Brüssel, Budapest, Florenz, Genf, Lyon, Prag, Rom sowie Wien eingesetzt. 

Neben den Schlafwagen, welche sämtliche Annehmlichkeiten bieten, gibt es drei Restaurantwagen, einen Piano-Barwagen, einen Service- und Gepäckwagen sowie eine kleine Boutique mit Wohnaccessoires im authentischen Orient-Express Stil. 

Gestrichen in strahlendem Royal Blau und Gold, umgeben von geschichtsträchtigem Charme und Art-déco-Interieur fasziniert noch immer der Mythos des legendären Luxuszuges. Verstärkt wurde der Mythos auch durch den Agatha Christies bekannten Kriminal-Roman „Mord im Orient Express“. Sie ließ sich durch eine Fahrt im Orient-Express zu ihrem Roman inspirieren, der auch bereits fünf Mal verfilmt wurde. Der Zauber des Mythos hält bis heute an. 

Was gibt es Schöneres als abends an Bord des Zuges zu Bett gehen und sanft von Bewegungen der Räder in den Schlaf gewogen werden. Am Morgen wacht man an einem neuen Reiseziel auf und genießt ein entspanntes Frühstück im eigenen Abteil, während wunderschöne Landschaften am Fenster vorbeiziehen. Erlesene Menüs mit exquisiten Köstlichkeiten werden mittags und abends in den eleganten Speisewagen serviert. Beim Gesprächmit Mitreisenden oder Pianomusik erwarten zum Abschluss des Tages in Barwagen ein Glas Champagner oder Cocktail. Wenn das keine komfortable Art des Reisens ist! 

Der legendaere Venice Simplon Orient Express ist bereit, an einem bewoelkten Tag vom Bahnhof Ruse abzufahren | © Roberto

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